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Datum: 17. März 2023
Uhrzeit: 20:00
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Ein Roman wie ein Rap-Song. Berlin-Neukölln um die Jahrtausendwende. Es ist der harte Beat der Straße, mit dem Behzad Karim Khani sein Erstlingswerk unterlegt und das Publikum mit der Perspektivlosigkeit einer Subkultur bekannt macht.
Sein 2022 im Hanser Verlag Berlin erschienener Debütroman „Hund Wolf Schakal“ ist die aufregende Geschichte zweier Brüder, die Geschichte einer fehlgeschlagenen Integration, wenn man so will. Kraftvoll erzählt Khani seine Story, die sich so oder so ähnlich auch an anderen Orten abgespielt haben könnte. In Interviews betont der Autor, er wolle seinen Figuren eine Innerlichkeit zugestehen, ihnen Würde geben. Letzteres erreicht er durch einen differenzierten Sprachansatz. Khani trifft die vielschichtigen Töne des Lebens erschreckend genau. Dabei entlarvt er das Wertevakuum von jungen Heranwachsenden genauso wie das saturierte deutsche Bürgertum.
Zusammen mit ihrem Vater, einem iranischen Dissidenten, sind Saam und Nimar nach der Hinrichtung ihrer Mutter in den 80er Jahren nach Deutschland geflohen. Doch die bundesrepublikanische Wirklichkeit aus Wohnsilos und Schrebergärten ist alles andere als ein wirkliches Zuhause. Das spüren sie schon bald. Sie sind die Loser, die Außenseiter, ohne Aussicht darauf, die soziale Leiter hinaufklettern zu können. Das Gefühl der Fremdheit, des schmerzhaften Nicht-Hinzugehörens, es will sich partout nicht bezwingen lassen. Saam sucht nach Anerkennung und wird fatalerweise zum Fußsoldaten in einer libanesischen Gang im Kiez. Den schmalen Grat zwischen Fressen und Gefressenwerden spürend, verschafft er sich den nötigen Respekt mit Gewalt. Die unheilvolle Spirale aus Aggression und krimineller Energie dreht sich unaufhaltsam. Aus dem unauffälligen und sensiblen Jungen wird am Ende ein Straftäter mit Gefängniskarriere. Schwere Körperverletzung, Diebstahl, bewaffneter Raubüberfall. Die Liste seiner Vergehen ist lang und fordert die Härte der Justiz heraus. Saams jüngerer Bruder Nimar entwickelt sich nach einiger Zeit ebenso zu einem Menschen mit zwei Gesichtern. Er besucht das Gymnasium und hat Kontakt zu wohlhabenden Kreisen. Eine Fassade, wie sich herausstellt, denn hinter den Kulissen betätigt sich der Abiturient im Drogenhandel.
Khanis Roman sei ein erstaunliches Debüt, so stellt Annette Sander stellvertretend für das Staatliche Schulamt für den Landkreis Gießen und den Vogelsbergkreis fest. Aufgrund des brisanten Themas und der Intensität, die Khani mit seinem Werk hervorbringe, sei man hellhörig geworden. Sander und Thomas Zwerina an der CBES Lollar/Staufenberg waren sich nach der DLF-live-Lesung von der Frankfurter Buchmesse im letzten Herbst deshalb darüber einig: „Dieser spektakuläre Roman und sein Autor müssen zu uns in die Region“.
Eintritt frei
Reservierung erbeten
In Kooperation mit dem Staatlichen Schulamt für den Landkreis Gießen und des Vogelsbergkreis